Mandelbaum Verlag

Als erster erwacht er, blüht rosa oder weiß und reift süße oder bittere Mandeln. Und ist als Mandelbaum verbreitet in Europa, im Mittelmeerraum und Orient, wie auch in der Weltliteratur und durch die biblische Erzählung von Aarons Mandelzweig…

Als Verlag wurzelt der Mandelbaum seit 1996 in Wien, seit 2002 in dessen Zentrum. Aus der Wipplingerstraße in der inneren Stadt machen seine Bücher ihren Weg: Das Team plant, lektoriert und gestaltet, um drucken zu lassen auf gutes Papier. Sie präsentieren Mandelbaums Bücher auf Messen, im Kreis politisch Interessierter, an Orten, die aufhorchen lassen, in europäischen Metropolen, in Unis, Kapellen und Cafés, auf kritisch-engagierten und internationalen Buchmessen. Seit 2021 firmiert der Sachbuchverlag als Genossenschaft im Eigentum der Beschäftigten. Der bisherige Eigentümer und Gründer des Verlages, Michael Baiculescu, betreut weiterhin die Klang- und Kochbücher wie auch die literarischen Reihe.

Mandelbaum-Bücher sind eine ganze Welt in Sprache, Bild und Laut: Gute Bücher, schöne Bücher, kritische Bücher in 10 stattlichen Reihen, mit Themen aus Zeit- und Globalgeschichte, Gesellschaftstheorie, sozialen Bewegungen, Feminismus, Globalem
Süden, Psychoanalyse sowie kulturgeschichtlich fundierte Kochbücher. In den “Klangbüchern” wird literarischer Stoff musikalisch aufbereitet. Zwischen grafisch und künstlerisch gestalten Einbänden eröffnen sich oft Sachbücher, thematisch verlockend vielfältig zwischen Küche und Kritik. Erzählend von Historisch-Gesellschaftlichem, Literarischem, Genussvollem, Städtischem; kunstvoll gestaltet und handverlesen, ebenso fein- wie scharfsinnig, und oft deutlich gesellschaftskritisch. »Die Entscheidung für eine kollektiv-geteilte Arbeitsform spiegelt auch das Verlagsprogramm, macht- und systemkritisch zu agieren und Gegenerzählungen sichtbar zu machen«, so sagt es der Verlag von sich.

Der 1996 entstandene Mandelbaum Verlags ist ein vom österreichischen Bundeskanzleramt und anderen gefördertes Kulturprojekt. Begonnen hat es mit der konzisen Handschrift des Verlegers Michael Baiculescu, der sympathisch bescheiden geblieben ist, seit alles mit dem ersten Programm begann: »Sie halten den ersten Prospekt eines neuen Verlags in Händen, der sich zum Ziel gesetzt hat, verborgene Schätze zu bergen und Verstecktes sichtbar zu machen …« Der aus Bukarest stammende Michael Baiculescu, als Grafiker ein Autodidakt, steckt mit seinem Grafikstudio in der Krise. Logisches Verlegen: Er gründet den mandelbaum-verlag in Wien. Ohne Kapital. Das erste Buch wird mit Hilfe der Wiener Brücke-Druckerei vorfinanziert. Dessen Thema ist Wien; das afrikanische Wien.

1997 erschien das erste Kochbuch: Die Kunst der afrikanischen Küche von Phebe Ndam. Sowohl Afrika blieb ein Verlagsthema, wie auch Kochbücher, die sich inhaltlich wie in der Ausstattung dem Markt des Mainstreams widersetzen.

Eine Kostbarkeit zwischen Buchdeckeln wird im Jahr 2006 entdeckbar: Zum 200. Geburtstag von Alexandre Dumas erscheint bei mandelbaum die erste deutschsprachige Übersetzung seines kulinarischen Jahrhundertwerks – Das große Wörterbuch der Kochkunst, begeistert kommentiert von Presse und Magazinen wie essen&trinken.

Des Weiteren beweist mandelbaums Reihe feine gourmandisen einmal mehr, dass auch Kleines kann fein ein. Diese Büchlein, sich zwischen edlen bunten Covern ausschließlich einer Gourmandise widmend, seien dies die Holunderbeere, Maroni oder vergessene Gemüse wie Pastinake oder Quitte, bilden inzwischen eine Bibliothek von über 50 Bänden.

Nur Wildkraut, vulgo Unkraut, ist nicht zu vernichten, »außer man isst es auf.« Das empfiehlt Margot Fischer in ihrer Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen mit über 500 Rezepten. Die Wilden Genüsse sind ein außergewöhnliches Kochbuch, Nachschlagewerk und eine Kulturgeschichte für Kräuterliebhaber. 2012 kommt mit der ersten deutschen Übersetzung von Claudia Rhodens The Book of Jewish Food ein weiteres Standardwerk – der jahrhundertealten jüdischen – Kochtradition hinzu.

Eines der älteren Verlagsthemen seit den 1990-ern ist mit der »Vorkämpferin« der Frauenbewegung, Rosa Mayreder, weiblich besetzt – und damit sind auch um Philosophie, Lyrik, Malerei und Politik, Gesellschaft und Geschichte immer wieder ein Thema; das jüdische Museum Wien wird zum Partner, über das gleichnamige Ausstellung begleitende Buch E.M. Lilien – Jugendstil-Erotik-Zionismus.

Kooperationen und Werke zur jüdischen Geschichte entstanden auch mit dem Institut für Geschichte der Juden in Österreich; jüdische Geschichte und Kultur ist, jiddische Perspektiven eingeschlossen, ein starkes Verlagsthema. Im Januar 2024 ist mit dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs (Injoest) ein weiteres Werk erschienen:Bilder aus Theresienstadt. Das gezeichnete Tagebuch von Gisela Rottowara.
ISBN:978399136-056-8

Des Weiteren ist einer der bekanntesten »Protagonisten« des Verlags ist Karl Kraus, der in der Monographie Was wir umbringen mit Werk und Fackel vorgestellt wird.

Im Mandelbaum Verlag erscheint 2011 die politische Edition kritik und utopie: Sie bietet unter anderem Raum für emanzipative theoretische Entwürfe, Reflexionen aktueller sozialer Bewegungen, Originalausgaben wie auch Übersetzungen fremdsprachiger Texte. Das erste Buch der Reihe erscheint im Juni 2001 und mit dem Titel Mythos Nulldefizit –Alternativen zum Sparkurs entstehen weitere Bücher zu wirtschaftspolitischen Themen und internationalen Entwicklungen.

Und Hörbücher, pardon Klangbücher, entstehen auch, und sind natürlich auch ausgezeichnet, zum Hörspiel des Jahres der Titel Die Letzten Tage der Menschheit. Was sie auszeichnet und abhebt von Hör-CDs, ist das klassische Bücherformat mit illustriertem Cover, und »>Mit den Ohren sehen< könnte das Motto lauten, denn das Klangbuch verbindet Literatur mit Musik, Theater und Hörspiel.« Der aktuellste Titel ist von Christine Nöstlinger: Du bleda Bua, als Klangbuch mit einer CD und inkludiertem Download-Code.

Innovative Reiseführer gibt es ebenfalls, so startet Mandelbaum 2003 eine herrlich unkonventionelle Reise durch das jüdische Europa. Sie bietet »neben praktischen Informationen zur Vergangenheit und Gegenwart jüdischen Lebens auch die unsichtbaren Geschichten hinter der sichtbaren Welt.« Nachdem solcherart Wien und Paris entdeckt wurden, folgen Prag, Bukarest, Amsterdam, London, München und Istanbul und Marseille und die Provence (2013). Zudem erscheint Anfang des Jahres 2016 der vierte Band einer Reihe von Portraits afrikanischer Metropolen, alle herausgegeben von Margit Niederhuber: Networking à Dakar zeigt, wie die anderen Bände auch, ein bei uns unbekanntes urbanes Afrika. 2012 erschien mit Nairobi der erste Band, Maputo und Johannesburg folgten. Und Wien ist ein Ort und Buchthema, Startpunkt guter Bücher … Zur Weiterreise: ALLE MANDELBAUM-BÜCHER KÖNNEN SIE ÜBER UNS BEZIEHEN, auch wenn sie nicht auf der LeViArte-HP sind. – Zitate stammen von der Homepage des Verlags.