ohne Titel, Öl/Tempera auf Holz, 19,5×23,5 cm, 2014, Besitz von LeViArte
Ohne Titel, Öl/Tempera auf Leinwand, 50×50 cm, 2016, Besitz von LeViArte
ohne Titel, Öl/Tempera auf Leinwand, 190x180cm hoch, 2014. Im Besitz von LeViArte
ohne Titel, Serie fuzzy sets, Öl/Tempera auf Holz, 50×50 cm, 2014. Besitz von LeViArte.
ohne Titel, Serie fuzzy sets, Öl/Tempera auf Leinwand, 180 x 270cm, 2014. Besitz von LeViArte.
ohne Titel, Serie fuzzy sets, Öl/Tempera auf Holz, 50×50 cm, 2014. Besitz von LeViArte
ohne Titel, Serie Sfumato, Öl/Tempera auf Leinwand, 100x100cm, 2005, Besitz von LeViArte
ohne Titel, Serie Sfumato, Öl/Tempera auf Leinwand, 140×200 cm, 2005. Besitz von LeViArte.
Vor mir: eine Leinwand, darauf Farben und Formen. Gegenstände sehe ich nicht; und doch ist diese Leinwand präsent – das Bild lebt. Ich denke an eine Landschaft, erinnere impressionistische Bilder, suche Kunstzitate; auf unbestimmte Weise sind hier viel Tiefe und Gefühl. Dort erkenne ich Lichtflecke? »Ja, möglich …« Neben der Leinwand steht die Künstlerin mit kritischem Blick aufs eigene Schaffen. Vera Hilger ist eine zierliche, zurückhaltende und doch energiegeladene Frau mit wachen Augen. Geboren wurde die junge Künstlerin 1971 im Eifeldorf Schleiden. Sie ist naturbezogen aufgewachsen, und in ihrem Werk lässt sich den Elementen nachspüren, Wasser, Nebel, Dämmerung und den künstlerischen Lebensthemen Luft und Licht.
In der Zeit des Kunststudiums in Maastricht (1993–1997) ist Vera Hilger fasziniert von Rembrandt und William Turner (1775–1851).»Licht war zunächst mein Thema, und Luft ins Bild bringen«, erklärt sie mir. Das Bild vor unsern Augen zitiert eine Landschaft, Nebel, vermittelt mir aber mehr als den Eindruck einer augenblicklichen Stimmung, weist auf ein Gefühl, eine Atmosphäre, weit über mich hinaus. Zunächst werden Stadtlandschaften zu Vera Hilgers Bildthema, wichtig ist ihr immer die Arbeitsumgebung mit ihren Schwankungen. Ihre Arbeiten sind stets nonfigurativ und titellos, benannt werden die Bildergruppen nach ihren Themenkreisen und Arbeitsepochen. Die Farbigkeit kann als diffus, neblig und offen empfunden werden, vor allem in den älteren Arbeiten der Serien Spaziergang, Sfumato und Schimmer. Das Thema Luft führt zum »Schimmer der Materie«: »Schimmern ist Licht, das auf etwas fällt. Es kann Landschaft sein, die schimmert, es kann auch Luft sein, die vibriert.« Seit 1995 veröffentlicht die heute in Aachen lebende Künstlerin ihre Arbeiten. Preise und Ausstellungen flankieren Vera Hilgers Weg, exemplarisch zu nennen sind die Ausstellung im Museum IKOB in Eupen anlässlich des Kunstpreises 2011, Sfumato im Raum für Kunst in Aachen 2006 oder das Stipendium der Starke-Stiftung 2007.
Worin besteht diese individuelle Handschrift? Vielleicht in ihrer Maltechnik, die eine Präsenz des Bildes als Form und Farbe leistet, Farbe wird selbst zur Form, und behält zugleich ihre materielle Qualität, ihre »Stofflichkeit«. Die Künstlerin arbeitet mit Ei-Tempera, in vielen Schichten und bewusst langsam, »dass, was zuerst gesagt wird, immer wieder relativiert wird; mit den Lagen, die darüber liegen. Ich male oft die Farbe wieder weg oder zurück. […] dieses immer wieder Aufheben, Zerstören und wieder Draufgehen […]« Sie malt und übermalt, spricht von »Prozess« und »reagieren«: »Ich versuche, das Material dazu zu bringen, etwas zu tun, was es von selber kann. Durch eine Lasur zum Beispiel oder wenn ich das Bild abwasche oder wenn ich die Farbe auf eine bestimmte Art auftrage, können Wirkungen entstehen, die aus dem Material selbst kommen und mir einen Hinweis geben, wie ich weitergehen kann.«
»Jedes Material hat seine Sprache.« Literarisch interessiert, werden auch ihre Werke oft mit Sprache in Verbindung gebracht, von einer speziellen »Syntax« Veras gesprochen, die stets komplex sei, nie dogmatisch, keine These, keine Phrase. Auf ihre Bilder mag sich das Gegenüber wie auf literarische Texte einlassen, Strukturen und Ebenen dechiffrieren.Künstlerisch weiterführend und bei allen Möglichkeiten einheitlich, sinnlich, elementar.
Vera Hilgers Bilder funktionieren »assoziativ«, indem sie den Betrachter an eigene Erfahrungen erinnern, die sich auf der Leinwand neu verknüpfen, Menschliches ansprechen. Sie meint: »Ich glaube, dass ein Bild auch die Erinnerung anstoßen muss, auch jedes abstrakte Bild muss den Betrachter an etwas erinnern, was er schon mal erfahren hat, sonst ist es tot […]«.