Ein Vergnügen von Wenigen war Weintrinken mit den Anfängen der WeinKultur – bis die griechische kam: Die Griechen demokratisierten das Weintrinken. Die griechische Antike ist abendländische Kultur und Weinkultur hat griechische Tradition.
Reisen wir zum Weingut Panagiotopoulos, nach Messinia, in den südöstlichen Zipfel der Peloponnes. Schauen wir uns um: Gebirgszüge, das Taygetos Gebirge, vielfältige Flora und Fauna, die Flüsse Neda und Pamissos, Wasserfälle, den Golf von Messina und die Metropole Kalamata. Geprägt ist die etwa 3000 km2 große Region zudem von einer auch kulturell fertilen Tradition, Siedlungen aus der Frühbronzezeit, Einflüssen verschiedener Volksstämme, einer im 16. Jahrhundert beginnenden Blütezeit der mykenischen Kultur. Oliven, Olivenöl und Wein: diese Arkade verbindet Vergangenheit und Gegenwart. In Pirgos, auf einer Höhe mit Tripoli und zu erreichen, wenn man von Kalamata etwa 50 Kilometer in Mittelmeernähe dem Golf von Messina folgt, auf 400 Metern über dem Meeresspiegel, liegt das Weingut Panagiotopoulos.
Dimitris Panagiotopoulos ist Inhaber und gründender Ideengeber. Als Angestellter konnte er Erfahrungen, aber keine Weine mit Profil machen. Das bewegte, mit einem kleinen Team 1982 einen eigenen Pfad in die Selbstständigkeit freizulegen, ein Weg zu 15 Hektar Rebfläche, bewirtschaftet nach ökologischen Richtlinien, mit Know-how und Arbeitswut.
Die ersten 1982 gepflanzten Rebstöcke waren Cabernet Sauvignon, dann bald weitere internationalen Sorten, Chardonnay, Merlot und Syrah, die internationales Potential gekonnt mit regionalen Qualitäten verbinden. Für die Qualitätssicherung sorgt der junge Winemaker Yiannis Flerianos, mit dem ich oft spät am Abend oder an Feiertagen konferiert habe. Keine Zeit hat er nur dann, wenn in Griechenland die orthodoxen und christlichen Osterfeiertage zusammenkommen … Und zu den internationalen Rebsorten kommen die autochthonen, darunter der ausgezeichnete Malagousia: Das Potential traditioneller Rebsorten wird hier mit Elan ausgespielt. Erwirtschaftet werden Panagiotopoulos-Weine auf 1200 m2 moderner Betriebsfläche (ISO 22000, HACCP), Tank-, Pack- und Lagerräume inklusive. Nebenbei, die mir angelieferten Weinkartons waren sehr ordentlich verpackt …
Das Herzstück der Kellerei ist der Raum, in denen die besten Weine des Guts in 200 Jahre alten Fässern mit einer Füllmenge von 225 Litern reifen, so der Merlot oder die harmonischen Cuvées … Draußen in der Fachwelt wurden die Weine mit rund 25 Goldmedaillen und Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben (wie den renommierten Lyoner Edelmetallen, der Berlin Wine Trophy oder der PAR-Auszeichnung). Wie sich’s wirklich anfühlt, auf dem Gut, im ersten Stock, mit Blick in die Weinberge, zu verkosten, will ich nach dem ersten Besuch berichten …
Die Traubenernte findet von Anfang September bis Mitte Oktober statt. Die Trauben, arbeitsintensiv und qualitätssichernd von Hand geerntet und selektiert, werden dann, so zügig als möglich auf den Weg gebracht, als Weißweintrauben entrappt, gemahlen und vorsichtig gepresst in der pneumatischen Presse. Neben den eigenen verarbeitet das Weingut etwa 500 Tonnen Trauben, die von Kooperativen stammen, meist die Rebsorte Fileri, eine lokale der Bergregion Messinia, die nirgendwo anders zu finden ist. Malagousia und Chardonnay wird eine Maischestandzeit vor der Pressung gegönnt, die die Weine geschmacklich vielschichtiger macht. Darauf folgt die alkoholische Gärung über 15 bis 20 Tage in Edelstahlbehältern unter Temperaturkontrolle, abhängig von der Rebsorte. Durchdachte Technik dient auch der Rotweinbereitung, bei der auf eine Maischestandzeit die alkoholische Gärung von etwa einer Woche folgt und bald die Fassreife für 12 bis 36 Monate, bevor die künstlerisch ausgestatteten Flaschen das Weingut verlassen. Ihre Wege in die griechischen und deutschen Haushalte sind schwieriger geworden in unserem Jahrtausend. Aber sie finden sich, denn Panagiotopoulos-Weine verbinden bewusstes Arbeite mit hohem Anspruch, Respekt vor Tradition mit Neugierde auf Innovation. Und weiterführen lässt sich der auch kulturelle Weg, der menschliche. Wenig verwunderlich, dass Yiannis Flerianos zum Thema LeViArte sagt: »It looks very interesting, especially since it covers three exciting topics.«