Domaine de St. Eugène – Les trois tomates

Geschichten von Freunden, runden Weinen und roten Tomaten aus dem Süden Frankreichs bringen Freude in die Welt – davon ist leicht erzählt, mit der Schwere von 3 Tomaten. Denn mit ihnen beschloss sich eine alte Geschichte im Neuen, diese der Domaine de St. Eugène im Languedoc-Roussillon, einer Region in Frankreich zwischen der spanischen Grenze und der Côte d’Azur, mit feinen Sandstränden, rauen Bergen, mitreißenden Kulturstätten, und Städten wie dem Unesco-Weltkulturerbe Carcassone, eine turmbewehrte Festungsstadt mit drei Kilometer langen Mauern und 56 Türmen.

Im Umkreis von hundert Kilometern um die Domaine liegen weitere Städte, so die Hafenstadt Sète, die zweitgrößter Fischereihafen Frankreichs und die Geburtsstadt Georges Brassens und Paul Valérys ist. Und am Canal de la Robine thront Narbonne, wird von ihm mit dem Canal du Midi und dem Mittelmeer verbunden, diese einstige Hauptstadt der römischen »Provincia Narbonensis«. Zu deren Zeiten um 100 v. Christus findet sich die Domaine de St. Eugène erstmals geschichtlich erwähnt – als Pferdestation.

Heute ist das Gebäudeensemble rund 250 Jahre alt. Das Weingut ist nur etwa 20 km entfernt von der Küste, die nächstgelegene Küstenstadt ist Béziers, das außer der gotischen Kathedrale Saint-Nazaire in der Allée Paul Riquet die ältesten Platanen Frankreichs pflegt. Das Hinterland ist wiederum geprägt von Reben und Garriguekräutern, und damit sind wir in den Weinbergen des Anwesens von St. Eugène. In einigen Lagen wachsen der regionaltypische Thymian, Rosmarin und Lavendel oder auch wilder Fenchel. Sie prägen den eigenwilligen und warmen Charakter der Weine, behaupten die Winzer. Jedenfalls kündet meine Nase im Weinglas von frischem Fenchel, was ich mir zunächst nicht erklären konnte ….

In Frankreichs größtem Weinbaugebiet, der AC Languedoc, liegt die Domaine, und bis 2007 konnte sie sich in den eigenständigen Coteaux du Languedoc verorten. Jedenfalls sind die Weinmacher überzeugt von ihrer »Region der guten Qualitäten zwischen Nimes und Narbonne mit 8400 Hektar roten Rebsorten.« Eine kleine Insel in ihr bilden die 15 Hektar Domaine Les Trois Tomates: mit den Gemarkungen Fereira, Torro, Esquino de Camel und Saint Felix. Außer der Garrigue prägen in weiten Bereichen Muschelkalkböden mit noch faustgroßen Austern. Darauf wachsen Grenache, Merlot, Syrah und Cabernet Sauvignon. Zudem bewirtschaftet die Domaine Weinberge in den AOC-Hanglagen.

Ums Weingut herum verbergen sich weitere beachtliche, alte Orte, wie Montolieu: Im »Dorf der Bücher« wird noch die Tradition des Papierschöpfens gepflegt. Olargues wiederum, heißt’s auf des Weinguts Homepage, »gilt als eines der schönsten Dörfer Frankreichs: Hier gibt es weder Cafès noch Hotels, Touristeninformationen oder Geschäfte.« Das Hafenstädtchen Collioure dann steht für die Entwicklung einer neuen Kunstrichtung, den um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts entstehenden Fauvismus. Bemerkenswert, und alles mit einer Verbindung zu Traditionen und Innovationen auf der Domaine: Im bewussten Wirtschaften im Verbund mit der Natur, in Ruhe, mit Zeit und mit guten Ideen.

Hieran knüpft sich die eingangs erwähnte Tomatenschwere, die Gründungsstory. Also: Drei Freunde treffen sich, sitzen unter Pinien und träumen gemeinsam vom eigenen Wein. Sie schreiben ihre Ideen und Pläne zusammen, die ihnen als leidenschaftliche und/oder professionelle Weinmacher und Weinfreunde wichtig sind. Alle Passion braucht Nahrung, zum Papier und rauchenden Köpfen kommen somit Wein, Käse, Wurst, Brot und Tomaten auf den Tisch. Die Blätter füllen und stapeln sich, es wird Nacht.

Ein Sturm zieht heran, das Wichtigste – das Papier! – droht wegzufliegen. Da dienen drei Tomaten als Briefbeschwerer und sichern die Pläne für das Weinunternehmen, dem sie damit dem Namen geben.Die runden roten Früchte haben die Freundschaft besiegelt, das Weingut heißt Les trois tomates und wird von den weinaffinen Tomatenessern jener Nacht im letzten Jahr des 20. Jahrhunderts und mit der Realisierung im Jahr 2000 immer erfolgreicher. In Weinberg und Keller arbeiten Didier Fenoll und Paul Verkammen, außerdem der Önologe Michael Naab, während Günter Hutter den Vertrieb leitet.

Mit dem Motto: »Weinmachen soll dreimal Spaß machen: beim Umgang mit den Reben auf dem Weinberg, beim Trinken und beim Vermitteln der Weinqualität«. Versteht sich, dass alle Spaß haben sollen … Mit den Trois-Tomates-Weinen sind Weintrinker mit erfahrenen und auch weniger erfahrenen Zungen leicht zu begeistern, die gehobene Gastronomie ist’s längst. Zudem vermag die geschmackvolle Ausstattung – fröhlich rot-weiße Längsstreifen mit silbernem Tomatensignet – den Inhalt zu verlängern: ein Vorgeschmack zum Ansehen. Selbstbewusst ohne Anerkennung durch Prädikate und eingefahrene Bezeichnungen, oft steht auf den Flaschen simpel: Vin de France.

Mit den Trois-Tomates-Weinen sind Weintrinker mit erfahrenen und auch weniger erfahrenen Zungen leicht zu begeistern, die Spitzengastronomie ist’s längst. Zudem vermag die geschmackvolle Ausstattung – fröhlich rot-weiße Längsstreifen mit silbernem Tomatensignet – den Inhalt graphisch zu verlängern: Und Freude und Spaß am Leben ist weitergeben: Zunächst heißt das selbstverständlich nachhaltiges Wirtschaften im Weinberg. Doch nicht nur in der Heimat gehen die Unternehmer gut mit dem Wasser um, sie wollen sich auch dafür einsetzen, dass Menschen in Afrika Wasser haben und initiierten im Jahr 2000 das Projekt www.aqua.4africa.eu

Die Weinmacher schlagen mit dieser Initiative für sauberes Trinkwasser in Afrika wie im Weinberg sinnvoll neue Wege ein. So bauen sie auf ihren Rebflächen pilzwiderstandsfähigen Sorten an, die weniger spritzintensiv sind und sich ausgezeichnet für biologisches Wirtschaften eignen. Mehr noch, die Weine können besonders spannend sein – ich war selten so überzeugt von einem südfranzösischen Wein und von einer Piwi-Sorte in einem Glas wie bei ihrem Cabernet blanc Sanssouci!

Sorglosigkeit nicht, aber doch lohnende Sorgfalt fordert das Wirtschaften auf den guten Muschelkalkböden. Die Rebfläche ist gering bestockt, ein Qualitätsmerkmal – pro Hektar wurzeln in diesem historischen Traubenboden 3.000 bis 4.000 Rebstöcke (Pflanzdichte 2,5 m mal 0,80m), im Alter zwischen 15 und 35 Jahren sowie ältere Stöcke. Erzogen sind die Reben in »Cordon de Royat«-Erziehung (in 3 Drahtrahmen). Aus ihnen ergeben sich circa 4.000 Flaschen Rotwein pro Jahr.

Geerntet wird per Hand und superschonend in Kleinstmengen von 12 Kilo. Die geernteten Trauben, die so kaum oxidieren und Aroma verlieren können, werden auf einem Selektiertisch ausgebreitet und dort erst von Stil und Rispen getrennt. Die alkoholische Gärung findet dann unter Kontrolle der Gärtemperatur im Edelstahltank statt. Während der Gärung werden die Beeren mehrmals täglich umgestoßen und mit dem eigenen Saft überströmt. Dann reifen die Weine in französischen Barriquefässern: aus Holz der Regionen Alier und Limousin. Sie werden nur 24 bis 30 Monate verwendet, somit auf die Intensität der getoasteten Eiche setzt. Nach sechs bis über 24 Monaten sind die Weine zur Füllung bereit, auch dies in der Domaine. Vorab werden sie geklärt – traditionell mit Eiweiß. Die Korken stammen überwiegend von Bouchons Trescases. Natürlich wird jede Lage und Traube anders ausgebaut. Der Önologe Michael Naab verfolgt diese drei grundsätzlichen Orientierungen in den Weinen unter den Bezeichnungen:

In der Auflage CLASSIC werden zunächst im Edelstahl ausgebaute Weine für 6 bis 8 Monate ins Barriquefass gelegt – gute und aromatische Weine, deren Frucht und runde Tannine auf die besondere Traubenqualität schließen lassen.

Die Barrique Oppidum werden traditioneller vinifiziert, lagern 8–18 Monate im Barrique – eine komplexe und aromatische Geschichte.

Noch ein bisschen komplexer wird’s dann als Consul, Weine, die mindestens 24 Monate im Barriquefass lagern.

Die Roten reifen also einige Zeit in den Barriquefässern … Wer Lust hat, es ihnen ein wenig gleichzutun und länger auf der Domaine zu verweilen, sei herzlich willkommen in den hofeigenen Appartements und kann all das Beschriebene erleben. Leider haben ungünstige Umstände meinen Einstandsbesuch in Frankreich verschoben und ich kann mich nur trösten; dazu bieten sich auch regionaltypische Speisen neben dem traditionellem Cassoulet an, so locken mich Fisch und Tomaten, ein Seeteufel (Lotte) als Gigot de mer à la palavasienne, mit Knoblauch gewürzt und auf einem Bett von Tomaten, Auberginen, Zucchini und Paprikaschoten serviert. Als Begleitung finde ich leicht Passendes, auf so fröhlich-ungewöhnliche Weise typisch südfranzösisch und gut, und darauf, dass die Geschichte tomatenschwer und rund ist: Les trois tomates, Pol Y Fenoll 2011, limited edition unfiltered …