Baden: Weingut Seeger

In diesem Raum: Weinfässer, Kunst, ein Bock. Und irgendwo ist sicher auch der Winzer, versunken in die Arbeit an seinen Weinen. Nicht weit von hier steht Susanne Seeger selbstbewusst vor ihren Schätzen … Richtig, wir sind in der Vinothek eines der besten deutschen Weingüter! Und stolz ist Familie Seeger mit Recht: Seit einige Fans großer französischer Burgunder ihren Rotweincuvées erlegen sind, steht der VDP-Betrieb, der sich behauptet im kleinsten Weinbaubereichs Badens, mit Lagen, die teils zu Heidelberg, teils zu Leimen gehören, auch im Zentrum der Weinkennerwelt, wird zudem von Eichelmann als Weltklasse-Weingut gerühmt … Und wo ist der Winzer, schwebt er über seine Böden?
»Weil ich mir damals keinen großen Burgunderwein leisten konnte, musste ich ihn selber machen«, einfach ist das in den Worten Thomas Seegers, der so wenig zum ›Dito-passabeln‹ passt wie seine ausgezeichneten Weine, deren Herstellung Kunst, und nicht künstlich ist. Es beginnt mit den gesunden Trauben, gewachsen auf Muschelkalk mit nährstoffreichen Lößlehmauflagen und Buntsandstein, die Grundlage seiner reinsortigen Rieslinge und Burgunder und der berühmten Cuvées wie Anna, Naan und St. Georg sind.
Weine der Spitzenklasse. Denn Qualität und Sorgfalt, mithin harte Arbeit, sind die Werte des Biowinzers, der mit 10 Hektar ein kleines Weingut bearbeitet, das eine 308-jährige Historie hat, in deren letzten Jahrzehnten Thomas Seeger gegen auch väterliche Widerstände und das winzerische Establishment neue Wege eingeschlagen hat. Er arbeitet – unzertifiziert – biologisch. Die Weine werden meist spontan vergoren, mal im Edelstahl ausgebaut, mal in perfekt getoasteten kleinen Eichenfässern. Große Gewächse – so nennt sich die höchste Qualitätsstufe in der VDP-Hierarchie – stammen aus dem Leimener Herrenberg (Oberklamm, Spermen), Lagenweine aus dem Heidelberger Herrenberg; außerdem sind die Etiketten versehen mit Kürzeln von AS und GG bei den Weißweinen und S, R zu RR bei den Roten – der Unterschied wird nicht verraten hier, des Rätsels Lösung liegt auf der Zunge … »Wein muss schmecken«, und da trifft sich Seegers Überzeugung gern mit dem Erlebnis des Genießers. Und ach, die Weine sind heiß begehrt, gieprige Händler würden am liebsten mit großen Einkaufswagen in ihre Verkaufsräume verschwinden … Für die rechte Ordnung auf dem Ladentisch sorgt hier der Immendorf‘sche Affe, ein limitiertes Kunstwerk des Ausnahmekünstlers Jörg Immendorf (1945–2007). Er erlaubt, und das ist wie bei den Seeger’schen Weinen, verschiedene Interpretationen – das Besondere und Attraktive kann man Beiden aber kaum absprechen – was würden Sie nach einigen Gläsern denn sagen?