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Grigol Robakidse: Kaukasische Novellen.

14,00 

Hrsg. und mit einem Nachwort von Alexander Kartosia. Aus dem Georgischen von Richard Meckelein und Käthe Rosenberg.
Mit einem Essay von Essad Bey.

Als Grigor Robakidses Kaukasische Novellen Anfang der dreißiger Jahre in Deutschland erschienen, lag die georgische Literatur noch ferner als heute. Die beinahe ethnographische Titelnovelle »Magische Quellen« führt nach Chewsurien – und damit in eine Bergregion von urgewaltiger Schönheit. Hier prallen Moderne und archaische Bräuche aufeinander, als der Erzähler sich mit einem Filmteam aus Moskau auf Expedition begibt, um mehr und mehr in den Bann des rätselhaften Volks der Chewsuren zu geraten. Mit der Erzählung »Der Imam Schamyl« rückt Robakidse einen kaukasischen Helden in den Blickpunkt, der sich 1859 erst einer riesigen russischen Streitmacht ergeben mußte. Heute als Identifikationsfigur für Islamisten von teils unseliger Anziehungskraft, nach 1921 als Symbol des Widerstands gegen russischen – und sowjetischen – Imperialismus im Bewußtsein, liest sich die Erzählung, neben ihrer psychologischen Verdichtung, als kritische Beschäftigung nicht nur mit den zaristischen Kolonialkriegen. Ein Essay von Robakidses berühmtem Zeitgenossen Essad Bey liefert Hintergründe zum Wirken des Imams in Daghestan.

Mit seinem Vorwort leistet der Autor eine kurze Einführung in die georgische Kultur: von der Kolcherin Medea bis zur heiligen Nino, die das Christentum brachte, von der sagenhaften Königin Thamar, an deren Hof Rustaveli um 1200 sein weltberühmtes Versepos Der Recke im Pantherfell schrieb, bis hin zu Vascha Pschavela (1862–1915), dem Sohn jener Berge, der Poeme mit dem großen Atem Homers, des Nibelungenlieds oder des Gilgamesch-Epos schuf.
Zum Autor: Von Autoren wie Stefan Zweig und Essad Bey bewundert und im Berliner Salon der Familie Sombart zu Hause, verstellen Grigol Robakidses ideologische Irrwege heute den Blick auf sein Werk. Die sowjetische Annexion Georgiens 1921 und die blutige Niederschlagung des georgischen Aufstands von 1924 vor Augen, setzte er ab 1931 als Flüchtling in Deutschland trügerische Hoffnungen auf die Gegner des Kommunismus. Seine kruden mythisch-esoterischen Konzepte und seine Begeisterung für das »Land der Dichter und Denker« projizierte er weltfremd auf die politischen Führer: Wie viele Schriftsteller schwärmte er für Mussolini, und – blind gegenüber dem innenpolitischen Terror und Antisemitismus des NS – verkannte er Adolf Hitler, in dem er noch Anfang 1939 einen Garanten für den Frieden (!) sah. Bereits 1933 legte Robakidse mit dem Roman Die gemordete Seele (Arco Verlag, 2018) eine beeindruckende Auseinandersetzung mit Stalin und der Sowjetunion vor, die Bücher wie Koestlers Sonnenfinsternis oder Jiří Weils Moskau – Grenze vorwegnimmt. Als wichtigster Prosaautor der Moderne hat Robakidse (1882–1962) für die georgische Literatur überragende Bedeutung.

150 S. / Paperback / Oktober 2017 / ISBN 978-3-938375-78-5

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