Arco Verlag

Der »Buchleser« des expressionistischen Künstlers Ernst Barlach (1870–1938) ist eine meditativ-kritische Skulptur, ganz auf ein offenes Buch in den Händen gerichtet. Das hochgehaltene Buch vor Augen gehört zur Figur, und beide gehören als Signet zum Arco Verlag. Der 2002 gegründete unabhängige Verlag hat seinen Sitz in Wuppertal und seit 2009 auch in Wien. Er gehört zu den markantesten jüngeren Verlagen einer unabhängigen deutschsprachigen Verlagsszene jenseits der großen Ketten. Arco ist organisiert in der Kurt-Wolff-Stiftung – mit dem legendären Verleger als Vorbild –, in der sich rund 80 verschiedene und oft kompromisslos eigenwillige Verlage zusammengeschlossen haben. Was Slow Food oder VdP in Sachen Genuss & Wertigkeit ins Bewusstsein rückten, dem haben sich die Kurt-Wolff-Verlage mit einem bedingungslosen Qualitätsstreben in Inhalt und Ausstattung verschrieben.

Das Arco-Logo eines widerständigen Individualisten stand 1937 für ein Versenken in Literatur, zum Trotz gegen eine Unkultur, in der Künstler und Autoren verfolgt wurden. Heute steht es für das Versenken in Bücher und für ein geradliniges, klares Verlagsprofil, das sich erfreulich wenig um den Mainstream schert. Arco denkt und druckt: Texte aus mitteleuropäischen Kulturkreisen, in Büchern zu Unrecht (beinahe) vergessener Autoren, von Erika Mann, Fritz Beer, Ludwig Winder, Ulrich Becher, James Hanley … Gepflegt wird gleichermaßen außergewöhnliche Lyrik, so Verse des von Nabokov hochgeschätzten Vladislav Chodasevič, Max Herrmann-Neißes oder des armenischen Dichter Tscharenz …Jeder Text des interkulturellen Arco-Programms ist ein literarisch-menschliches Anliegen. Ob eigenwillige Literatur aus den Böhmischen Ländern, deutsch-jüdische Exilliteratur, Übersetzungen aus Finnland oder Israel, die Orca-Kinder- und Jugendbücher oder Wissenschaftsstudien: Für einen guten Text versenken sich Verlag und Verleger, zeigen konzentrierten Einsatz. Der Kontakt zu Herausgebern, Autoren, (Über)Setzern und Herstellern ist persönlich und so freundschaftlich wie konstruktiv-kritisch, Begeisterung und die Bereitschaft, sich einzulassen auf ein Thema, flankieren Fachkompetenz und Erfahrung – um Bücher zu machen, die einfach wertvoll sind.